Heutzutage gibt es nicht nur unzählige Studienfächer, zwischen denen man sich entscheiden muss, sondern auch verschiedene Studienformen. Fächer aus dem Bereich Psychologie lassen sich sowohl als Präsenzstudium und als Fernstudium absolvieren. Doch worin genau liegen die Unterschiede und was sind die Vor- und Nachteile? – Im Folgenden bietet wir einen detaillierten Überblick.

Allgemeiner Unterschied zwischen Präsenz- und Fernstudium

Das Präsenz- und Fernstudium unterscheiden sich im Wesentlichen in Zeit, Ort und dem Ablauf des Studiums. Bei einem Präsenzstudium handelt es sich in der Regel um ein Vollzeitstudium, welches direkt am Campus der gewählten Hochschule absolviert wird. Die Vorlesungen, Übungen und Klausuren finden zu festen Zeiten in den Gebäuden der Hochschule statt. Dadurch besteht ein regelmäßiger Kontakt und Austausch zwischen Kommilitonen und dem Lehrpersonal. Oft sind die Studenten nicht verpflichtet an den Vorlesungen teilzunehmen, in einigen Fächern kann jedoch eine Präsenzpflicht bestehen. Zudem besteht eine indirekte Anwesenheitspflicht darin, dass viele Dozenten und Professoren die Materialien nicht vollständig hochladen, sondern in den Vorlesungen selbst mündlich ergänzen.

Das Fernstudium ist hingegen nicht an bestimmte Zeiten und Orte gebunden. Oft kann das Studium sogar aus dem Ausland und berufsbegleitend absolviert werden. Die Lernmaterialien und Literaturhinweise werden im jeweiligen Onlineportal der Fernhochschule zur Verfügung gestellt und beinhalten das vollständige Studienmaterial, dass am Ende des Semesters Teil der Prüfung sein kann. Kontakt zu den Kommilitonen und dem Lehrpersonal wird zwar hergestellt, ist aber weniger intensiv als beim Präsenzstudium. Die meisten Fernunis gestalten das Fernstudium sehr flexibel. Einige setzen jedoch Präsenzphasen in Form von Blockveranstaltungen pro Semester am jeweiligen Standort voraus.

Vor- und Nachteile der Studienformen im Vergleich

Sowohl das Präsenzstudium als auch das Fernstudium bringen Vor- und Nachteile mit sich. Es kann nicht allgemein gesagt werden, welche Studienform besser ist. Dies hängt ganz von den individuellen Bedürfnissen und der aktuellen Lebenslage ab und muss von jedem einzeln abgewägt werden.

Zulassungsvoraussetzungen

Beginnen wir zunächst der Reihe nach und sehen uns die Zulassungsvoraussetzungen an. Für ein Präsenzstudium, welches in der Regel an einer Hochschule oder Universität absolviert wird, wird normalerweise in jedem Fall das Abitur benötigt – einzelne Universitäten bieten auch die Möglichkeit mit einem Fachabitur und Berufserfahrung zu studieren. Die Studiengänge der Psychologie sind zudem durch einen Numerus Clausus (NC) beschränkt, der je nach Universität und Jahr variiert. Außerdem kann ein Psychologie-Aufnahmetest hinzukommen. Dieser testet in der Regel das analytische Denken, das Textverständnis und Grundlagen der Psychologie. Für den Test und die Bewerbung sind die Bewerbungsfristen der Universität unbedingt zu beachten.

Die Zulassungsvoraussetzungen an einer Fernuni sind in der Regel etwas lockerer. Fernuniversitäten bieten normalerweise für jeden ein Studium an, sie setzen dafür jedoch bestimmte Voraussetzungen. Wer über ausreichend Berufserfahrung, Fortbildungen im psychologischen Bereich oder ein Fachabitur verfügt, kann an einer Fernuni Psychologie studieren. Je nachdem welche Vorkenntnisse mitgebracht werden, machen auch Fernunis einen Aufnahmetest zu Beginn oder am Ende des ersten Semesters. Die Bachelorstudiengänge für Psychologie und auch viele der Masterstudiengänge sind an Fernunis derzeit nicht NC beschränkt. Viele Fernunis halten sich auch nicht an das typische System von Sommer- und Wintersemester, wie es an den Universitäten der Fall ist. Dadurch ist es fast jeder Zeit möglich, mit dem Psychologie-Studium zu beginnen.

Kosten

Die Kostenspanne zwischen Präsenzuni und Fernhochschule ist groß. Während an einer Universität sich die Kosten nur auf ein paar hundert Euro pro Semester belaufen, können dies an der Fernuni schon über tausend Euro pro Semester werden. Studierende, die ein Teilzeitstudium neben dem Beruf absolvieren, können sich die hohen Semestergebühren in der Regel leisten. Auch Vollzeitstudenten, die weiterhin bei den Eltern wohnen bleiben und dadurch geringe Lebensunterhaltungskosten haben, werden keinen Unterschied zwischen den Kosten für ein Präsenzstudium in einer anderen Stadt und einem Fernstudium bemerken. Kommen die Kosten für das alltägliche Leben, wie Miete und Essen, im Vollzeitstudium jedoch noch hinzu, muss bei einem Fernstudium über anderweitige Finanzierungsmöglichkeiten nachgedacht werden.

Flexibilität

In einem Präsenzstudium wird man niemals die gleiche Flexibilität genießen können, die man bei einem Fernstudium besitzt. Die Flexibilität in der Zeitgestaltung und der räumlichen Orientierung sind die großen Pluspunkte des Fernstudiums. Gerade Personen, die neben dem Beruf ein Studium absolvieren oder Personen, die ein deutsches Studium aus dem Ausland abschließen möchten, profitieren von der Flexibilität. Zu jeder Tageszeit können Fernstudenten auf die Online-Materialien zugreifen. Sie sind nicht vom Lehrpersonal oder Gruppenarbeiten abhängig und nicht an bestimmte Tage und Zeiten in der Woche, in der sie eine Lehrveranstaltung besuchen müssen gebunden. In der Regel werden auch Prüfungen öfter in regelmäßigen Abständen angeboten, sodass die Studierenden nach ihrem Rhythmus lernen können und die Prüfung ablegen, wenn sie dafür bereit sind. Im Präsenzstudium können Klausuren nur am Ende des Semesters abgelegt werden.

Kontakte

Im Präsenzstudium werden schnell langfristige und dauerhafte Kontakte zu den Kommilitonen gebildet. Dies kann für Fragen im Studium sowie Lerngruppen sehr wichtig sein. Während und nach einer Vorlesung oder zu bestimmten Sprechzeiten gibt es an der Präsenzhochschule die Möglichkeit mit den Professoren in den direkten Kontakt zu treten.

Während eines Fernstudiums gibt es für Fernstudenten die Möglichkeit die Lehrpersonen über E-Mail zu kontaktieren oder sie in den Sprechzeiten anzurufen. Ein persönlicher Kontakt zu den Lehrenden und den Kommilitonen besteht in der Regel nur sehr eingeschränkt.

BAföG

Viele Studierende haben einen Anspruch auf BAföG. Studiert man im Präsenzstudium an einer Universität oder Hochschule wird, wenn alle Voraussetzungen vorliegen, die Zahlung des BAföG gewährt. Beim Studium an einer Fernuni gestaltet sich der Anspruch oft schwierig. Viele Studierende, die ein Fernstudium in Anspruch nehmen, führen dies in Teilzeit aus. Sobald das Studium nicht die Haupttätigkeit ist, d.h. mehr als 20 Stunden in der Woche im Job gearbeitet werden, gibt es keinen Anspruch auf BAföG. Aber auch für Studierende, die das Fernstudium als Vollzeitstudium absolvieren ist die BAföG-Unterstützung nicht gesichert. Das Fernstudium muss ähnliche Voraussetzungen sowie einen gleichen Abschluss bieten, wie das Präsenzstudium der Psychologie oder Wirtschaftspsychologie. Zudem muss der Träger nach dem Fernunterrichtsschutzgesetz zugelassen sein. Dies wird bei den Anträgen individuell geprüft.

Eigenverantwortung

Sowohl die Präsenzuniversität als auch die Fernuni setzen eine hohe Eigenverantwortung heraus. Dennoch geben die regelmäßigen Vorlesungen, Übungen, Seminare und Gruppenarbeiten an einer Präsenzuni eine gewisse Struktur vor. Viele Studierende benötigen diese Struktur. Sie sind an bestimmte Abgabetermine gebunden sind und auch die Motivation der anderen wirkt sich positiv auf das Lernverhalten aus.

An einer Fernuni ist man komplett auf sich gestellt. Die Lerninhalte muss man sich selbst einteilen und eine eigene Struktur entwickeln. Organisierte Studenten, die gern für sich lernen, gelingt diese Art des Lernens gut. Auch Teilzeit-Studenten haben meist keine Probleme, da der Arbeitsalltag eine Struktur vorgibt und im alltäglichen Leben soziale Kontakte bestehen. Vollzeitstudierende einer Fernhochschule stehen mit der Planung der Lerninhalte und der Motivation meist allein da, denn der Alltag gibt keine Struktur vor. Auch tägliche soziale Kontakte können fehlen. Es ist daher wichtig vorher zu verstehen, zu welchem Lerntyp man selbst gehört – benötigt man die Motivation der Gruppe ist ein Fernstudium in Vollzeit vielleicht nicht die richtige Wahl.

Nach dem Bachelor einen Master absolvieren

Im Fach Psychologie entscheiden sich die meisten Studierenden im Anschluss an den Bachelor noch einen Master zu belegen. Wer den Bachelor als Präsenzstudium absolviert hat, ist in der Regel weniger eingeschränkt. Zwar gibt es auch für die meisten Masterstudiengänge Zulassungsvoraussetzungen, wie den NC oder bestimmte Schwerpunkte, aber die belegten Fächer werden von den meisten Universitäten anerkannt. Außerdem ist es den Studierenden eines Präsenzstudiums immer möglich den Master als Fernstudiengang zu belegen.

Wer seinen Bachelor als Fernstudium absolviert hat, kann im Anschluss daran eigentlich immer ohne Einschränkung einen passenden Master an derselben Fernuni belegen. Auch der Wechsel zwischen verschiedenen Fernuniversitäten gestaltet sich meist einfach. Anders ist es jedoch, wenn von der Fernuni zur Präsenzuni gewechselt werden soll. Hier müssen ganz bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden – bei nicht Erfüllen ist das Studieren an vielen Unis nicht möglich.

Der Vergleich zwischen Fernstudium und Präsenzstudium im Überblick

Präsenszstudium Fernstudium
Zulassungsvoraussetzung
  • Abitur
  • NC
  • Bewerbungsfrist
  • Aufnahmetest vor Beginn des Studiums
  • Abitur, Fachabitur, Berufsausbildung, Berufserfahrung, Weiterbildungen für Zulassung zulässig
  • selten Bewerbungsfristen
  • meist kein NC
  • Aufnahmetest zu Beginn oder nach Ende des ersten Semesters
Kosten
  • Studiengebühren pro Semester belaufen sich auf wenige hundert Euro
  • Zusätzlich werden Lebensunterhaltungskosten fällig – können in einigen Städten hoch sein
  • Kosten pro Semester können über tausend Euro betragen
  • Zusätzlich werden Lebensunterhaltungskosten fällig – Stadt kann selbst gewählt werden
Flexibilität
  • Studierende sind an Ort und Zeit gebunden
  • Zeiteinteilung während er Vorlesung und der Termin der Klausur wenig flexibel
  • berufsbegleitendes Studieren ist kaum möglich
  • studiert werden kann an jedem Ort und zu jeder Zeit
  • lässt sich gut mit einer Berufstätigkeit verbinden
  • auch Klausuren können zeitlich und örtlich flexibel abgelegt werden
Kontakte
  • schnelle Kontakte zu Kommilitonen
  • regelmäßige, persönliche Kontakte zum Lehrpersonal möglich
  • Kontakt zu Kommilitonen und Lehrpersonal ist beschränkt
  • Kontakt besteht meist nur über E-Mail und Telefon
BAföG
  • wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird BAföG meist problemlos gewährt
  • BAföG-Finanzierung nur sehr eingeschränkt und nach Prüfung möglich
  • in der Regel muss auf andere Studienkredite zur Finanzierung zurückgegriffen werden
Eigenverantwortung
  • wird vorausgesetzt
  • bestehende Strukturen an der Uni und die Motivation anderer machen es für die Studierenden leichter, neue Inhalte zu erlernen
  • Eigenverantwortung ist hoch
  • Strukturen müssen selbst gebildet werden
  • wenige soziale Kontakte